Simona Berger, Institutionsleiterin in Ausbildung
Schritt um Schritt zum Ziel
In den ersten Jahren bei der Spitex machte sie sich wenig Gedanken über eine Weiterbildung. Sie lernte ihr neues Arbeitsfeld und die Prozesse kennen und machte prägende Berufserfahrungen. Sie spürte: Was sie hier an Engagement und Empathie investiert, kommt als Wertschätzung und Dankbarkeit zurück.
Als ihre Söhne aus dem Gröbsten heraus waren, beschloss sie ihr professionelles Fundament zu stärken. Sie startete mit dem Kurs «Pflegehelferin SRK», und es folgte – zusammen mit einer Kollegin – das Qualifikationsverfahren zur Assistentin Gesundheit und Soziales (AGS). Schon aus finanziellen Gründen lag eine normale Lehre nicht drin; der Lohn hätte nicht gereicht, um für ihre Familie aufzukommen.
Das Validierungsverfahren
Die Voraussetzungen für das AGS-Validierungsverfahren mit eidgenössischem Berufsattest erfüllte sie problemlos: Fünf Jahre Berufserfahrung, davon mindestens zwei Jahre zu 80 Prozent im Berufsfeld Pflege und Betreuung, wurden verlangt.
Ihre bereits erworbenen Kenntnisse aus ihrer Spitex-Arbeit musste sie in einem Dossier zusammenfassen und überprüfen lassen (Validierung). Mit einem Beurteilungsgespräch wurde festgestellt, welche Kompetenzen ihr fehlten und welche berufskundlichen Module noch zu absolvieren waren.
Im Sommer 2018 reichte Esther Föllmi die nötigen Kursbestätigungen ein, schloss das Qualifikationsverfahren erfolgreich ab und nahm ihr eidgenössisches Berufsattest in Empfang. Seit Anfang 2019 arbeitet sie offiziell als AGS bei der Spitex Zürichsee, und eine EFZ-Nachholbildung ist bereits beschlossen Sache.
Laure Stammbach
Leiterin Überbetriebliche Kurse AGS, OdA Soziales/OdA Gesundheit Zürich
«Das Validierungsverfahren nach Art. 31/32 ist für Berufserfahrene eine lohnende Möglichkeit, einen Berufsabschluss nachzuholen. Doch der Weg ist anspruchsvoll: Sie arbeiten weiterhin in ihrem Betrieb und im gewohnten Anstellungsverhältnis, ohne einen Lehrvertrag und die entsprechende Verpflichtung des Arbeitgebers, sie dabei aktiv zu unterstützen. Es braucht Hartnäckigkeit, Lernbereitschaft und vor allem auch Zeit. Auch ein verständnisvolles privates Umfeld ist wichtig. Gleichzeitig sind sie darauf angewiesen, dass der Betrieb ihnen die Möglichkeit gibt, die verlangten praktischen Fähigkeiten zu trainieren und das Gelernte unter fachkundiger Begleitung anzuwenden. Im Endeffekt profitieren beide Seiten: Die Mitarbeitenden erhalten die Chance, sich weiter zu qualifizieren und beruflich zu verbessern, der Betrieb profitiert vom zusätzlichen professionellen Know-how und der grösseren Motivation der meist langjährigen Angestellten.»