Vera Eschmann, Fachfrau Betreuung, Fachrichtung Kinderbetreuung
Bei ihrem Vorhaben unterstützen sie ihre Eltern und ihr Partner. «Es ist der beste Schritt, den ich je gewagt habe». sagt sie heute und ist sichtlich stolz. «Nach diesen zwei Jahren sind unsere 17 Plätze voll belegt. Wir sind so gut ausgelastet, dass wir bereits eine Warteliste führen müssen», erzählt sie. Am Geburtstag der Kita seien sie und ihr Team überrumpelt worden von Blumensträussen, Geschenken und Kuchen, die die Kinder gebacken haben. Das alles habe sie noch mehr angespornt.
Der Name ist Programm
Ihre Kita trägt den Namen «im sicheren Hafen». Alessandra Maira erklärt: «Soweit ich denken kann, wollte ich schon immer meine eigene Kita. Eine mit einem schönen Namen. Kein Fantasie- oder Tiername, wie man es von vielen Kitas kennt. Ich möchte den Kindern eine geschützte und sichere Umgebung bieten – ein zweites Zuhause. Und das soll der Name auch erzählen. Diese Philosophie schätzen unsere Eltern sehr.» Ihre Kita ist klein, das Team besteht aus sechs Fachpersonen Betreuung, zwei davon sind noch in der Ausbildung. Sie selbst ist 60 Prozent in der Gruppe tätig, den Rest der Zeit verbringt sie im Büro. «Wir arbeiten ohne Praktikant/innen, fast alle sind Vollzeit angestellt. So gibt es weniger Wechsel, es entsteht ein guter Austausch und wir bieten Auszubildenden faire Bedingungen», betont sie.
Kita im Rekordtempo
Die Kita läuft gut. So gut, dass inzwischen konkrete Pläne existieren, einen zweiten Standort zu eröffnen. 2024 soll es so weit sein. Um sich in der Zwischenzeit auf die umfangreiche Aufgabe als Geschäftsführerin vorzubereiten, absolviert sie die Ausbildung zur Teamleiterin in sozialen und sozialmedizinischen Institutionen. Wir staunen nicht schlecht, als sie uns erzählt, dass sie dies in Rekordzeit tue. «Das ist etwas der Zeit geschuldet. Ich möchte mich bei einem zweiten Standort voll auf die strategische Geschäftsführung konzentrieren und die Kita-Leitung abgeben können». Von der modular aufgebauten Ausbildung besucht sie derzeit mehrere Module auf einmal. Jedes schliesst mit einem Kompetenznachweis ab. Dazu kommen Prüfungen, Selbststudium und schriftliche Arbeiten. Der Abschluss erfolgt mit der eidgenössischen Berufsprüfung.
Für Alessandra Maira ist dies positiver Stress. Am liebsten teilt sie ihr neues Wissen mit ihren Angestellten in den Teamsitzungen, setzt Methoden direkt um, bringt sie in den Kita-Alltag ein. Vom Team erhält sie dafür Rückhalt und Zuspruch. Am meisten profitiert Alessandra Maira in der Ausbildung davon, sich in ihrer Rolle als Führungsposition selbst zu reflektieren und ihr Zeitmanagement zu optimieren. Aber auch das Arbeitsrecht für sie als Inhaberin sei sehr wichtig.
Viel Zeit für Hobbies und Privatleben bleibe allerdings nicht. «Ich fehle zwei Tage im Geschäft. Reise von Basel nach Zürich. Am Wochenende schaffe ich nach, was liegenblieb. Mein Team vermisst mich trotzdem oft. Es ist eine extreme Herausforderung.» Moralische Unterstützung erhält sie auch hier wieder vom privaten Umfeld. «Alle sind sehr verständnisvoll und Zeit für ein Telefonat mit meinem Freundeskreis nehme ich mir immer.»
Weiterbildung ist Pflicht
Durch den Erfolg der Kita kann sich Alessandra Maira die Ausbildung selbst finanzieren. Und nach ihrem Abschluss erhält sie 50 Prozent der Kosten vom Bund zurückerstattet. Auch für ihr Team sind Weiterbildungen Pflicht. Sie investiert grosszügig darin. «Ich weiss, dass viele Kitas das nicht tun. Viele bleiben dadurch im Beruf stehen oder wechseln ihn ganz. Ich möchte mein Team weiterentwickeln. Es gibt Pflicht-Kurse, die alle besuchen müssen. So sind alle auf dem gleichen Wissensstand.» Nachdenklich fügt sie hinzu: «Bisher habe ich all meine Weiterbildungen selbst finanziert oder mir Hilfe bei der Familie geholt. Ohne sie hätte ich auch die Kita nicht eröffnen können. Das wegen des geringen Lohns in unserer Branche. Unser Wert wird sehr geringgeschätzt, obwohl wir wirklich viel leisten. Betreuungsarbeit wird vielfach unterschätzt.»
Am Schluss verrät sie uns ein Geheimnis. Sie sei schwanger und freue sich unheimlich auf diesen Lebensabschnitt. Bald möchte sie es ihrem Team verraten. «Ich freue mich auch, dass ich durch meine Weiterbildung so viel Wissen wie möglich weitergeben kann und jemanden zur Kita-Leitung befördern darf. Und dann habe auch ich mehr Zeit, meine kleine Familie zu geniessen.»